„Eigentlich wollte ich dieses Jahr ja, … aber irgendwie … und dann …“ – kommt Dir das irgendwie bekannt vor? Wir setzen uns Ziele, haben Vorsätze und gute Absichten. Am Anfang läuft auch erst mal alles gut. Aber dann kommen wir durch eine Kleinigkeit aus dem Tritt, werden abgelenkt, finden nicht mehr in die Spur zurück und verfehlen unser Ziel.
Eine berufliche Aufgabe verhindert vielleicht, dass wir wie geplant mehr Zeit für die Familie haben. Oder der Vorsatz „mehr Bewegung an der frischen Luft“ scheitert erst an einem schneereichen Winter, dann an einer Erkältung und dann am inneren Schweinehund. Es ist nicht leicht, dranzubleiben. Das gilt für alles im Leben – oder zumindest für die richtig guten Sachen, die uns weiter bringen.
Der Monatsspruch aus dem ersten Samuelbuch setzt genau dort an. Woran hängt Dein Herz im Moment wirklich? Wofür lebst Du? Was sind Deine Prioritäten? Wofür nimmst Du Dir Zeit – und zu welchen Dingen, die Du „eigentlich“ willst, kommst Du regelmäßig nicht? Das, woran wir unser Herz hängen, hat uns – bewusst oder unbewusst – in der Hand. Es steuert uns. Es kann uns auffressen oder uns gut tun. Es kann uns ablenken oder uns unserem Ziel näher bringen.
„Woran du dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott,“ sagt Martin Luther. „Es ist mancher, der meint, er habe Gott und alles zur Genüge, wenn er Geld und Gut hat; er verlässt sich darauf und brüstet sich damit so steif und sicher, dass er auf niemand etwas gibt. Sieh, einer solcher hat auch einen Gott: der heißt Mammon. … Das ist ja auch der allgemeinste Abgott auf Erden.“ Noch andere Mächte nennt Luther, die leicht zum Abgott werden können: „große Gelehrsamkeit, Klugheit, Gewalt, Gunst, Verwandtschaft und Ehre“.
Hängt unser Herz an etwas anderem als an Gott, nennt die Bibel das Sünde. Der griechische Ausdruck dafür ist im Neuen Testament ἁμαρτία (hamartia) und im Alten Testament hebräische Wort chata’a oder chat’at (חַטָּאָה/חַטָּ֣את). Beide bedeuten wörtlich „Verfehlen eines Ziels“ – konkret und im übertragenen Sinn. Sünde bedeutet: Wir sind getrennt von Gott, wenn unser Herz an etwas anderem hängt.
Die Frage, woran ich mein Herz hänge, wer also mein Gott ist – diese Frage stellt sich für alle Menschen. Als Christen sind wir berufen, unser Leben aus der inneren Verbindung zu Gott heraus zu leben. Es soll Früchte tragen zum Wohl der Menschen um uns herum in Familie, Beruf, Gemeinde und Gesellschaft.
Dabei muss auch das Gute, das wir tun, von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand gestellt werden! Ist mein Leben noch im Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen? Stimmt meine Motivation noch? Handle ich aus Liebe – oder möchte ich umgekehrt geliebt werden für das, was ich tue? Ist mein Herz bei Gott oder verliere ich es in meinen vielen Aktivitäten? Verbringe ich ausreichend Zeit mit Gott: in der Stille, mit seinem Wort, so dass mein Herz von ihm und seiner Liebe erfüllt ist und fest an ihm hängt?
Jesus lehrte seine Jünger, wie wichtig die Zeit mit Ihm alleine ist. Er sagte zu ihnen (Mk 6,31): „Kommt jetzt mit, ihr allein! Wir suchen einen ruhigen Platz.“ Sie machten sich auf „an einen ruhigeren Ort“ (Mk 3,32).
Im Leben Jesu war so viel los, dass es schwierig für ihn gewesen sein muss, dem Ganzen zu entkommen und sich auszuruhen (Mk 6,31). Obwohl er der Sohn Gottes ist, erachtete Jesus es für nötig, Zeit für sich und Gott zu haben. Er stieg auf einen Berg, um zu beten (Mk 6,45-46). Wenn selbst Jesus das nötig hatte, brauchen wir diese Zeiten mit Gott um so mehr: Um uns auszuruhen, zu beten, zu hören.
Pfarrer Stefan Hradetzky
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